Die Stadt Ingolstadt steht vor einer massiven finanziellen Belastung. Für das Jahr 2025 fehlen im Haushalt bis zu 80 Millionen Euro. Oberbürgermeister Michael Kern kündigte an, dass die Kommune ab 2026 keinen ausgeglichenen Etat mehr vorlegen könne. Besonders betroffen sind freiwillige Leistungen, Bauprojekte und die Bürgerinnen und Bürger, die mit höheren Gebühren rechnen müssen.
Inhaltsverzeichnis:
- Michael Kern warnt vor harten Folgen
- Audi und die Krise der Autoindustrie
- Weitere Städte wie München, Regensburg oder Erlangen betroffen
- Hilfe von Bayern und Bund gefordert
Michael Kern warnt vor harten Folgen
Der Oberbürgermeister Michael Kern (CSU) erklärte am Donnerstag, dass die Haushaltslücke in Ingolstadt zwischen 60 und 80 Millionen Euro liegt. Bisher war von 30 Millionen Euro ausgegangen worden. Gemeinsam mit der Regierung von Oberbayern soll nun ein Konzept erarbeitet werden.
- Prüfung aller Ausgaben
- Kürzungen bei freiwilligen Leistungen
- Diskussion über Steuer- und Gebührenerhöhungen
- Mögliche Kreditaufnahmen
Besonders im Fokus stehen Freizeitangebote wie Schwimmbäder, Zuschüsse für Vereine oder die Kulturförderung. Auch Großprojekte wie Schulsanierungen oder der Neubau am Stadttheater geraten ins Wanken.
Audi und die Krise der Autoindustrie
Die dramatische Lage ist eng mit der wirtschaftlichen Situation des größten Arbeitgebers Audi verbunden. Der Hersteller beschäftigt in Ingolstadt rund 40 000 Menschen. Jahrzehntelang galt das Werk als Wachstumsmotor. Heute fließt jedoch keine Gewerbesteuer mehr von der Muttergesellschaft Volkswagen nach Ingolstadt.
- Früher: bis zu 200 Millionen Euro
- Heute: nur noch 55 Millionen Euro
Neben Audi leiden auch Zulieferbetriebe und Dienstleister in der Region. Die Arbeitslosigkeit steigt, während die Kosten für Personal, Bauprojekte und Sozialausgaben weiter wachsen.
Weitere Städte wie München, Regensburg oder Erlangen betroffen
Laut Achim Sing, Sprecher des Bayerischen Städtetags, ist Ingolstadt kein Einzelfall. Auch andere bayerische Kommunen melden sinkende Einnahmen und wachsende Defizite. So wurde in München kürzlich ein Rückgang der Gewerbesteuer um 90 Millionen Euro bekannt.
Ein Finanzreport der Bertelsmann-Stiftung zeigt, dass Bayerns Städte und Gemeinden 2024 ein Rekorddefizit von 5,3 Milliarden Euro verbuchten. Damit stehen viele Kommunen unter Druck, neue Schulden aufzunehmen und Sparmaßnahmen einzuleiten.
Hilfe von Bayern und Bund gefordert
Die Stadtspitze von Ingolstadt hofft auf finanzielle Unterstützung durch den Freistaat Bayern. Oberbürgermeister Kern kündigte an, die Staatsregierung um Hilfe zu bitten. Bayerns Finanzminister Albert Füracker (CSU) verwies jedoch auf den Bund, der die Kommunen mit steigenden Aufgaben belaste.
Füracker betonte, dass bereits knapp 30 Prozent des Staatshaushalts in den kommunalen Finanzausgleich fließen. Das entspricht über 22 Milliarden Euro. Ob noch mehr Mittel bereitgestellt werden, ist offen. Achim Sing hält zusätzliche Gelder jedoch für möglich, da die Not vieler Städte zunimmt.
Ingolstadt steht damit exemplarisch für die finanzielle Krise vieler Kommunen in Bayern. Der Druck auf Politik, Verwaltung und Bevölkerung wächst von Monat zu Monat.
Quelle: Süddeutsche Zeitung