Krise in der Automobilindustrie
Krise in der Automobilindustrie, Foto: pixabay

Der massive Einbruch bei der Gewerbesteuer trifft Ingolstadt hart. Die Stadt, über Jahrzehnte stark vom Erfolg der Automobilindustrie geprägt, muss im laufenden Jahr 135 Millionen Euro neue Schulden aufnehmen. Ziel ist es, den etwa eine Milliarde Euro umfassenden Gesamthaushalt abzusichern. Der Rückgang der Einnahmen fällt dabei zeitgleich mit steigenden Ausgaben, etwa für Personal oder städtische Sanierungen, zusammen.

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Rückläufige Gewerbesteuer durch geringere Zahlungen von Volkswagen

Die Gewerbesteuereinnahmen in Ingolstadt sinken seit rund zwei Jahren deutlich. Hauptgrund ist der Rückgang der Zahlungen durch den Volkswagen-Konzern. Der Konzern, zu dem Audi gehört, ist seit Jahrzehnten der wichtigste Steuerzahler der Stadt. Während Ingolstadt früher teils über 200 Millionen Euro aus dieser Steuer beziehen konnte, waren es 2023 noch über 190 Millionen Euro. Für 2024 rechnet die Stadt nur noch mit knapp 80 Millionen Euro.

Die genaue Summe bleibt unter Verschluss, da sie unter das Steuergeheimnis fällt. Klar ist jedoch, dass der Rückgang der Einnahmen einen direkten Zusammenhang mit der angespannten Lage der Automobilbranche hat. Die Industrie, einst Rückgrat der gesamten Region, schwächelt nun spürbar.

Konsolidierungspaket mit Personalabbau und Verkauf städtischer Immobilien

Die Stadt reagiert mit einem umfassenden Konsolidierungspaket. Es soll ermöglichen, den Haushalt zumindest formal auszugleichen. Zu den Maßnahmen gehören:

  • Kürzungen im Personalbereich mit sozialverträglichen Stellenstreichungen
  • Verkauf nicht genutzter städtischer Immobilien
  • Reduzierung freiwilliger Leistungen und Aufgaben

Im Juni will der Stadtrat konkrete Entscheidungen treffen. Dann geht es unter anderem um die Systematik und Höhe von Kürzungen bei Zuschüssen für Vereine und Kulturarbeit. Diese zählen nicht zu den Pflichtaufgaben der Kommune, stehen aber dennoch unter politischer Beobachtung.

Michael Kern betont Abhängigkeit von der Autoindustrie

Ingolstadts Oberbürgermeister Michael Kern (CSU) warnte davor, wirtschaftlich einseitig aufgestellt zu sein. Die Autoindustrie sei zwar seit 75 Jahren zentral für die Stadt, doch man dürfe nicht nur auf ein wirtschaftliches Standbein setzen. Kern hob die Bedeutung neuer Schwerpunkte hervor – etwa die Weiterentwicklung des Hochschulstandorts, die Förderung von Gründerzentren und den Ausbau der Kultur- und Kreativwirtschaft.

Der CSU-Politiker betonte zugleich, dass Ingolstadt mit seiner Finanzlage kein Einzelfall sei. Bundesweit haben Kommunen 2023 laut Statistischem Bundesamt eine Rekordverschuldung von 24,3 Milliarden Euro erreicht. In Bayern verzeichneten die Städte und Gemeinden sogar ein Defizit von 5,2 Milliarden Euro – mehr als doppelt so viel wie beim bisherigen Negativrekord. Kern fordert deshalb grundlegende Änderungen in der Finanzpolitik und Unterstützung von übergeordneten Stellen.

Haushaltslage zwingt zur strukturellen Neuausrichtung

Die aktuelle Haushaltslage markiert für Ingolstadt einen Wendepunkt. Die enge wirtschaftliche Verflechtung mit dem Volkswagen-Konzern macht die Stadt anfällig für externe Krisen. Gleichzeitig eröffnet sie neue Diskussionen über die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts. Der Stadtrat steht in den kommenden Monaten vor wegweisenden Entscheidungen.

Quelle: BR24