Ingolstadt steht unter Druck: Der deutliche Gewinneinbruch bei Audi zieht weitreichende Folgen nach sich. Nicht nur der Automobilsektor selbst ist betroffen. Auch Hotellerie, Handwerk und die öffentliche Verwaltung in der Region spüren die Krise. Die Abhängigkeit von einem einzigen Industriezweig zeigt sich deutlicher denn je.
Inhaltsverzeichnis:
- Carolin Block und sinkende Buchungszahlen im Hotelgewerbe
- Audi, MT Technologies und der Arbeitsplatzabbau
- Steinmetz Lindner spürt Kaufzurückhaltung der Kunden
- Stadt Ingolstadt kürzt Ausgaben bei Parks und Verwaltung
- IHK setzt auf Digitalisierung und Diversifizierung
Carolin Block und sinkende Buchungszahlen im Hotelgewerbe
Das Block Boutique Hotel in Ingolstadt verzeichnet seit etwa 18 Monaten rund 10 Prozent weniger Buchungen. Die Geschäftsreisenden, insbesondere aus dem Umfeld von Audi, bleiben aus. Carolin Block, die das Hotel von ihrem Vater übernommen hat, muss in der Woche oft mit leerstehenden Zimmern rechnen. Um konkurrenzfähig zu bleiben, senkt sie regelmäßig die Preise.
Auch andere Hotels in der Region melden Rückgänge bei den Übernachtungen – teils bis zu 30 Prozent im Vergleich zu 2019. Diese Zahlen nannte der Kreisverband Ingolstadt vom Hotel- und Gaststättenverband Bayern. Besonders betroffen sind Unterkünfte, die auf die Automobilbranche spezialisiert sind.
Audi, MT Technologies und der Arbeitsplatzabbau
Audi beschäftigt rund 40.000 Menschen in der Region und trägt 44 Prozent zur lokalen Wertschöpfung bei. Das entspricht mehr als 11 Milliarden Euro. Doch der Konzern steckt in der Krise: Ein Gewinneinbruch von 33 Prozent zwingt zu Einschnitten. Bis 2029 sollen 7.500 Stellen sozialverträglich abgebaut werden.
Die Krise betrifft auch Zulieferbetriebe. Das Traditionsunternehmen MT Technologies aus Ingolstadt meldete im November Insolvenz an. Continental kündigte an, auch in Ingolstadt Arbeitsplätze zu streichen. Mehrere Unternehmen haben zudem Kurzarbeit eingeführt. Der Strukturwandel macht sich auf allen Ebenen bemerkbar.
Steinmetz Lindner spürt Kaufzurückhaltung der Kunden
Nicht nur direkte Zulieferer leiden unter der Entwicklung. Auch Betriebe außerhalb der Automobilbranche verzeichnen Einbußen. Bernhard Lindner stellt mit seinem Handwerksbetrieb Natursteinprodukte her, etwa für Küchen und Bäder. Noch vor einem Jahr wählte er seine Aufträge gezielt aus. Heute wartet er häufiger auf neue Kunden.
Die Konsumzurückhaltung in der Region nimmt zu. Der Grund liegt laut Lindner in der anhaltend negativen Berichterstattung über Audi. Viele potenzielle Käufer halten sich mit größeren Ausgaben zurück.
Stadt Ingolstadt kürzt Ausgaben bei Parks und Verwaltung
Die Stadt Ingolstadt rechnet 2024/2025 mit nur noch 90 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen – gegenüber durchschnittlich 130 Millionen Euro in den Jahren zuvor. Um das Minus aufzufangen, wurden bereits Preise für Museen und Parkgebühren erhöht. Auch städtische Dienstleistungen wie das Mähen von Grünflächen werden eingeschränkt.
Weitere Sparmaßnahmen sind in Planung. So steht der Abbau von Stellen in der Stadtverwaltung zur Diskussion. Die Auswirkungen der Krise sind somit nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kommunal spürbar.
IHK setzt auf Digitalisierung und Diversifizierung
Die Industrie- und Handelskammer München und Oberbayern fordert strukturelle Veränderungen. Innovationsnetzwerke, Gründerzentren und Technologieinitiativen sollen Unternehmen helfen, ihre Geschäftsmodelle anzupassen.
Digitalisierung und Künstliche Intelligenz stehen im Fokus. Parallel dazu fördert die IHK Projekte zur wirtschaftlichen Diversifizierung, um die starke Abhängigkeit vom Automobilsektor langfristig zu verringern.
Die Region Ingolstadt steht vor einer umfassenden Transformation. Die nächsten Jahre werden entscheidend sein, ob sie sich erfolgreich vom bisherigen Monopol auf den Automobilbau lösen kann.
Quelle: BR24